Malezreute, Deutschland
Hol’s der Geyer!*
Weil nicht immer alles gut ist, weil Leser*innen bekanntlich gerne Dramen und Tragödien lesen und weil ein spätsommerlicher Frühjahrsputz besser ist als die Faust im Sack zu machen.
Diese Zeilen sind der Psychohygiene gewidmet.
Den alltäglichen Strukturen der Arbeiternation Schweiz- ich mein welches Volk würde sonst auf sechs Ferienwochen verzichten- wollten wir entfliehen. Die starren Arbeitszeiten, Acht bis Fünf und Montag bis Freitag, zurücklassen.
Mit Arbeitspensa von 80 bis 33 Prozent Haferflocken in meinem Porridge, hatten wir alles in unserem «alten» Leben. Voller Zuversicht und Vorfreude, wie Kolumbus, sind wir in die unbekannten Gewässer gestochen.
Noch ist es aber nicht das gelobte Land, wo Milch und Honig fliesst, welches am Horizont aufgetaucht ist. Nicht der Ort wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen.
Viel mehr prägen unseren Alltag morsche Balken, rostige Nägel, Staublungen und handflächengrosse Spinnen. Unfreundliche Müllmänner, schmutzige Duschen, eine vorlaute Schleiereule und eine Katze mit Zehenfetisch. Blutrünstige Mücken, Borreliose und Tetanusimpfungen. Von der Arbeitsintensität und zwischenmenschlichen Themen ganz zu schweigen. Wenn es mal wieder vier Tage am Stück durchregnet, der Boden einem Acker gleicht und du kein einziges Stück trockene Kleidung mehr besitzt. Dann möchte man zum Himmel schreien. Wir riskieren hier unsere Gesundheit für einen warmen Händedruck. «Denn es liegt im Geben was wir erhalten» dass ich nicht lache. Nein, das ist nicht das Kanaan aus unseren Träumen, das ist harte Arbeit. Harte Arbeit, bei welcher wir uns täglich bemühen dem Leben etwas Glück abzugewinnen.
Ok, das ist jetzt vielleicht ein bisschen viel Drama. Wahrscheinlich der erwähnten Schleiereule geschuldet, welche uns den Schlaf geraubt hat.
Mir geht’s auch schon viel besser und ich erfreu mich wieder all den schönen und guten Dingen, die uns wiederfahren. All den kühlen Baggerseen und guten Nachbarn. All den nicht ausgeräumten, strukturreichen Landschaften. All den Kaffees am Morgen und all den Feuer am Abend. All den klaren Sternenhimmel und all den malerischen Wolkenformationen am unendlich weiten Himmel.
Lassen wir jetzt mal die Kirche im Dorf und widmen uns wieder dem eigentlichen Grund unseres Daseins. Die Nordseite des Daches ist nun vollständig abgedeckt. Die Balken welche potentiell gefährdet sind (oder gefährden, immer eine Frage der Perspektive) sind geschient oder ausgewechselt. Die Unterspannbahn, und die Lattungen sind montiert und ein Grossteil der Ziegel sind schon wieder am Ort. Der Gerüstbauer hat die Südseite eingerüstet und wir haben schon mit dem Abdecken begonnen. Die Südwestlich ausgerichtete Seite, ist die Krux des Daches. Die Balken sind hier über die Jahre dermassen in Mitleidenschaft gezogen worden, dass wir uns nicht zutrauen, die zum Teil stützenden Elemente der Dachkonstruktion anzufassen. Wir überlassen dies lieber einem lokalen Zimmermann. Was wir aber tun können, ist alles soweit vorzubereiten, dass der Experte vom Fach dann seines Amtes walten kann.
Dies wird unsere letzte Woche auf Malezreute sein. Anschliessend ziehen wir -mit einem kurzen Zwischenhalt in der Schweiz – weiter in den Süden Frankreichs. Ich spür schon das Salz auf den Lippen und den Sand wie er zwischen meinen Zehen durchrieselt.
Im nächsten und letzten Blog von hier, werden wir euch noch eine Zusammenfassung der Arbeitsschritte liefern.
Zu guter Letzt bedanken wir uns herzlich für die bereits eingegangenen Spenden und die positive Resonanz welche wir erfahren. Danke für die wunderbare Unterstützung aus der Ferne!
*In Anlehnung an den Nachnamen von Karen
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